Tränen der Wehmut zum Abschied hatte er sich verbeten, es sollte ein fröhliches Dankesfest werden. In diesem Sinn spielten die Bläser dann auch „Oh happy day!“, als sich die Pfarrei Sankt Franziskus Neufahrn nach zwölf Jahren von Pfarrer Wolfgang Lanzinger verabschiedete. Er wird Ende August 70 Jahre alt, geht in den Ruhestand und zieht von Neufahrn weg.
Der große Rathausplatz war mit hunderten Besuchern gefüllt, als Lanzinger zum Open-Air-Gottesdienst einzog. Mehrere Dutzend Ministranten, Ruhestandspfarrer Otto Steinberger, Diakon Günter Gerhardinger und Pastoralreferentin Christina Brandl-Bommer bildeten bei strahlendem Sonnenschein mit ihm eine große Prozession. Umrahmt wurde die bunte Szenerie von den Ortsvereinen mit ihren Fahnenabordnungen. Bei den Fürbitten wurde nicht nur für die Menschen in der Ukraine gebetet, sondern auch für den scheidenden Pfarrer und seinen bereits ernannten Nachfolger Peter Lederer.
„Weil man Pfarrer Lanzinger nicht einfach leise gehen lassen kann“, wie Pastoralreferentin Brandl-Bommer betonte, schoss nach dem Festgottesdienst die Böllerschützenkompanie des Schützenvereins Kleeblatt einen donnernden Ehrensalut. Schützenmeister Günther Maisberger hatte zuvor dem Pfarrer gedankt, der alljährlich am Sebastianstag einen feierlichen Schützen-Gottesdienst zelebriert hatte.
Bei einem Festakt im überfüllten Franziskussaal beschwor Bürgermeister Franz Heilmeier die gute Nachbarschaft. Rathaus und Kirche seien in Neufahrn nicht nur räumlich nah beieinander. Wolfgang Lanzinger habe durch seine Spiritualität und seinem Einsatz als Seelsorger das Leben in der Gemeinde maßgeblich mitgestaltet. Für die Evangelische Kirchengemeinde betonten Pfarrerin Karin Jordak und Pfarrer Gerhard Körber die gute ökumenische Zusammenarbeit, die sich bei vielen Gottesdiensten, aber auch in der Zusammenarbeit in der Sozialstation bewährt habe. Jordak wies darauf hin, dass es einmalig sei, dass die politische Gemeinde zusammen mit den beiden Kirchen Träger der Sozialstation sind.
Mit einem launigen Duett dankten Kirchenpfleger Franz Steinberger und Pfarrgemeinderatsvorsitzender Thomas Kraus für die gute Zusammenarbeit, die stets zielführend gewesen sei. Pfarrer Lanzinger hinterlasse nach vielen Renovierungen ein bestelltes Haus und eine lebendige Pfarrei. Als Geschenk überreichten sie eine CD, auf der die zahlreichen Musikgruppen der Pfarrei ein „best off“ eingespielt hatten. Eine Live-Kostprobe daraus lieferten der Kirchenchor und die Blumentopf-Alphornbläser.
Den vielen Jugendlichen sprach Alessia Tiso aus dem Herzen, als sie erwähnte, dass Pfarrer Lanzinger der Pfarrjugend viel Vertrauen entgegengebracht habe. „Bei uns waren Gottesdienste möglich, die nicht immer mit den offiziellen Positionen der Amtskirche in Einklang waren.“
Weil Pfarrer Lanzinger als vielbeschäftigter Mann in all den Jahren nie Zeit gehabt habe, das Kasperl-Theater beim Pfarrfest zu besuchen, kam zum Abschied der Kasperl zu ihm. Gertrud Ritter-Bille hatte ein viel belachtes Stück geschrieben, „in dem Ähnlichkeiten mit lebenden Personen natürlich purer Zufall“ sein sollten. Mit einem „Halleluja“ auf ihren Chef bedankten sich anschließend die Bediensteten der Pfarrei musikalisch und brachten damit den Saal zum Rocken.
„Hinter jedem starken Mann steht eine starke Frau“ stellte Pastoralreferentin Christina Brandl-Bommer fest, als sie der Pfarrhausfrau Brigitte Heinrich dankte. Sie habe sich voll eingebracht, viele spirituelle Impulse in Neufahrn gesetzt und dem Pfarrer den Rücken freigehalten. Als dann die Besucher das „Laudato si“ anstimmten und dem Pfarrer am Schluss mit minutenlangen, frenetischen Ovationen dankten, kam dann doch noch Wehmut auf beim Abschied von Pfarrer Wolfgang Lanzinger in Neufahrn.