Der Untergang der Titanic lässt die Menschen nicht los. Erst vor wenigen Wochen war das Wrack wieder weltweit in aller Munde, als das U-Boot „Titan” auf dem Weg dorthin implodierte und alle Besatzungsmitglieder ihr Leben verloren. Das Schicksal von Pater Joseph Peruschitz aus Dorfen, der mit dem legendären Schiff unterging, lässt den Journalisten und Buchautor Jens Ostrowski ebenfalls nicht los. 2001 erschien sein Buch „Berufung Titanic” über das Leben von Pater Joseph. Jetzt, 23 Jahre später, möchte der Autor das Buch rundum überarbeiten - dabei hofft er auch auf die Hilfe der Menschen aus Dorfen und der Region.
„Pater Peruschitz gehört definitiv zu den spannendsten Passagieren, die sich auf der Titanic befanden”, sagt Ostrowski. Als Benediktiner aus dem Kloster Scheyern fiel er an Bord auf, Überlebende erinnerten sich später an ihn. So soll er für die Auswanderer Gottesdienste abgehalten haben. Nach der Kollision mit dem Eisberg half er Frauen und Kindern in die Rettungsboote, lehnte selbst einen Platz im Boot ab und blieb bis zum Ende auf dem Schiff, um den Sterbenden beizustehen. Er selbst gehört ebenfalls zu den 1.496 Opfern den Katastrophe.
Der 41-jährige Journalist aus Dortmund hat in den vergangenen Jahren jede Menge neue Informationen über das Leben von Pater Joseph recherchiert, sogar zwei bisher unbekannte Postkarten entdeckt, die der Benediktinerpater eigenhändig an seinen Vetter, den Kaufmann Michael Schußmüller in Schwindkirchen, sandte. Darunter eine Weihnachtskarte vom Dezember 1904. „Anhand der Formulierung auf dieser Karte erahnt man, wie feinsinnig und liebevoll Pater Joseph gewesen sein muss”, sagt Ostrowski.
Mindestens ein großes Geheimnis rankt sich noch um den Benediktinerpater. Wohin wollte er im April 1912 reisen? Warum begab er sich also auf die Titanic? In Ostrowskis erstem Buch nennt er als Ziel die St. John's Abbey in Minnesota. Diese Erkenntnis beruht auf der zeitgenössischen Quelle eines anderen amerikanischen Benediktinerklosters, worin es heißt, Pater Joseph sollte beim Aufbau der Klosterschule mitwirken. Ostrowski zweifelt das heute an, denn im dortigen Klosterarchiv gibt es keinen Hinweis darauf, dass man Pater Peruschitz 1912 erwartete. Die Chroniken und Dokumente aus der Zeit, darunter das Tagesbuch des Abtes, erwähnen Pater Joseph mit keiner Silbe. Auch der dortige Archivar Pater John Kulas schließt nahezu aus, dass der Scheyerer Benediktiner wirklich dorthin wollte. Ostrowski prüft jetzt andere, vage Ansatzpunkte. „Ob wir das Rätsel jemals lösen. Ich bin mir da nicht so sicher”, sagt er. In seinem neuen Buch über Pater Joseph möchte Jens Ostrowski nun noch tiefer in dessen Leben eintauchen. Bei einem Besuch im Januar beim Historischen Kreis in Dorfen zeigte sich Ostrowski sehr beeindruckt von der dortigen Recherchearbeit zu Pater Joseph. Einiges davon soll jetzt in das Buch einfließen. Viele Fotos und Dokumente, die er beim historischen Kreis als Schwarz-Weiß-Kopien einsehen konnte, lassen sich für das Buch allerdings nicht nutzen.
Deshalb fragt der Journalist: „Wer hat noch Fotos und Dokumente aus dem Leben von Pater Joseph und kann diese für das neue Buch zur Verfügung stellen? Besonders interessiert ist Ostrowski an einem Kondolenzbuch, das Peruschitz' Schwester Fanny 1912 anlegte. Es wurde vor zehn Jahren für eine Ausstellung zu Pater Joseph dem Historischen Kreis angeboten, aber in der Ausstellung dann nicht gezeigt. Der Dorfener Historiker, der damit befasst war, kann sich aus Krankheitsgründen leider nicht mehr an den Besitzer erinnern. Ostrowski würde es jedoch gerne für sein Buch auswerten. Wer kann helfen? Jens Ostrowski ist erreichbar unter der Telefonnummer 0231/9059-4100 oder per E-Mail an ostrowski_jens@yahoo.de, um das letzte Geheimnis um Pater Joseph auf der Titanic vielleicht ja doch noch zu lüften.