"Palliativarbeit ist mehr als Sterbebegleitung"
Der Caritasverband der Erzdiözese München und Freising e.V. hat vor kurzem in Glonn mit über 50 geladenen Gästen die Hospizinsel unter dem Dach seines Altenheims Marienheim offiziell eröffnet. Ab sofort können bis zu sechs unheilbar erkrankte Menschen in Einzelzimmern versorgt werden. Bei der würdevollen Feier hob CaritasVorständin Gabriele Stark-Angermeier die Bedeutung und die lange Tradition christlicher Hospizkultur für den Diözesan-Caritasverband hervor. "Unsere Grundhaltung ist, dass sich Menschen, ungeachtet ihrer Lebenserwartung – selbst wenn diese nur noch Wochen oder Tage sein sollten – trotzdem mitten im Leben befinden", erläuterte Stark-Angermeier. Hospiz- und Palliativarbeit sei mehr als Sterbebegleitung. Es gehe vielmehr um einen intensiven Prozess einer guten interdisziplinären Versorgung am Lebensende, "damit ein Leben in Würde bis zuletzt ermöglicht wird". Für die Caritas sei das ein selbstverständlicher Dienst unter vielen. Die Mitarbeitenden sowohl in der Begleitung von Menschen im Alter als auch in der Hospizarbeit und Palliativversorgung teilten das gleiche Arbeitsverständnis und die gleiche Haltung. Darum oder genau deshalb, so die Caritas-Chefin weiter, befinde sich die Hospizinsel in einem Altenheim: "Die Menschen sollen die Angebote möglichst barrierefrei und niederschwellig wahrnehmen können." Stark-Angermeier dankte den Mitarbeitenden und dem Führungsteam des Marienheims für deren Engagement und Einsatz, den großzügigen Spenderinnen und Spendern, die das Angebot ermöglicht hatten, sowie Landrat Robert Niedergesäß und dem Landkreis Ebersberg für die stets sehr gute Zusammenarbeit und die Mitfinanzierung des Angebots in Glonn von Anfang an. Der Ebersberger Landrat Robert Niedergesäß (CSU) bezeichnete die Hospizinsel als wunderbare Ergänzung zwischen ambulantem Hospizdienst und spezialisierten stationären Hospizeinrichtungen. Nicht nur aus Gründen der demografischen Entwicklung in Deutschland, die zu einem dauerhaften Anstieg der Anzahl Pflegebedürftiger, demenziell erkrankter und sterbender Menschen führe, seien Einrichtungen wie die Hospizinsel wichtig. Auch aus eigener familiärer Erfahrung wisse er, wie wichtig eine ebenso sensible wie professionelle Palliativversorgung und Hospizarbeit sei. Er dankte und lobte die Caritas als starken Partner des Landkreises Ebersberg. Heimleiter Hubert Radan erklärte die Idee und das Konzept. Die Hospizinsel im Marienheim ist eine Wohngemeinschaft für schwerstkranke Menschen. Das Angebot richtet sich an Patienten und Patientinnen, die palliativ behandelt werden müssen und zu Hause nicht mehr versorgt werden können. Sie werden durch ein eigens dafür geschultes interdisziplinär besetztes Team (u.a. Palliative Care Fachkräfte) versorgt und begleitet. Die schwerstkranken und sterbenden Menschen und ihre Angehörigen werden ganzheitlich begleitet, um ein Leben in Würde bis zuletzt zu ermöglichen. Dazu gehören u.a. das Erkennen und Lindern von körperlichen, psychischen, sozialen und spirituellen Schmerzen. Ergänzt wird die hospizlich-palliative Versorgung bei Bedarf durch das Team der Spezialisierten Ambulanten Palliativversorgung (SAPV) der Caritas im Landkreis. Auch Ehrenamtliche des Ebersberger Hospizvereins unterstützen bei der Betreuung. Das Angebot richtet sich an unheilbar erkrankte volljährige Personen, die weder in ein stationäres Hospiz noch auf eine Palliativstation in einem Krankenhaus wollen oder können. Für An- und Zugehörige ist ein Gästezimmer da. Zudem haben sie die Möglichkeit, in bestimmten Situationen im Zimmer des Hospizgastes zu verweilen und auch zu übernachten. (beb)
13.05.2022 06:29 Uhr
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