Am Sonntag nach Weihnachten führt die Kantorei zusammen mit der Liedertafel Erding (Leitung Georg Schwarz) das Magnificat von Sir John Rutter auf. Seit der Uraufführung 1990 in der New Yorker Carnegie Hall gehört diese Vertonung des Lobgesangs der Maria aus dem Lukasevangelium, Kap. 1, zu den beliebtesten Kompositionen Rutters. Der inzwischen Achtzigjährige zählt zu den bedeutendsten und populärsten Komponisten für Chor- und Kirchenmusik. Wie schon J.S. Bach gliedert Rutter den Hymnus in sieben Sätze. Außerdem fügt er ein Lied aus dem 15. Jahrhundert in altenglischer Sprache ein, das Maria mit einer Rose („a lovely rose”) vergleicht. Musikalisch zeigt sich der Komponist beeindruckt von den fröhlichen Marienfesten in lateinamerikanischen Kulturen. Das Werk glänzt durch melodischen Erfindungsreichtum und fesselnde Rhythmik. Rutter, der mit seinen Cambridge Singers weltweit als begnadeter Chordirigent auftrat, lobt stets das Chorsingen, „weil es Menschen in Harmonie zusammenführt, auch wenn es sonst im Leben viele Dissonanzen gibt”. Das Lied der Maria drückt jedoch mehr aus als die Freude einer Frau, die bald Mutter wird. Das Lukasevangelium deutet das Beispiel einer unbekannten jungen Frau aus dem unbedeutenden Nazareth als Beleg für Gottes Verhalten gegenüber seinem jüdischen Volk und der Menschheit überhaupt, nämlich die Geringgeachteten zu erhöhen und die Hochfahrenden zu demütigen. Damit wird die Erwählung der Maria zum Vorspiel für die Geburt ihres Kindes im Notquartier des Stalles von Bethlehem. Rutter sieht übrigens neben Chor und Orchester auch ein Sopransolo vor, das die in Erding bekannte Sopranistin Anna-Maria Palii übernehmen wird.