Geschichten in und um Ebersberg gibt es viele. Unterhaltsame, witzige, skurrile, aber auch dunkle Kapitel. In der schnelllebigen Gegenwart gerät allerdings vieles schnell in Vergessenheit. Damit dies nicht passiert und auch die Nachwelt erfahren kann, wie "es früher mal war", wurde von der Volkshochschule Grafing-Ebersberg und der Stadt Ebersberg das Hörpfad-Projekt "Auf Spurensuche in Ebersberg" ins Leben gerufen. Derzeit gibt es 22 spannende Geschichten aus und über Ebersberg - an weiteren im Landkreis wird derzeit gearbeitet. Unter der Regie der vhs sind einzigartige Porträts über Orte und Menschen der Kreisstadt entstanden. Alte Legenden wurden erforscht und neue Erkenntnisse über mehr oder wenige bekannte Ecken der Stadt gesammelt. Es wurde etwa der Frage nachgegangen, wie die Ebersberger Alm zu ihrem Namen kam oder wie der Spielmannszug den Namen Ebersberg dereinst in die Welt getragen hat. Von Isidor Perstorfer, Markus Lugmayr, Kurt Kronschnabl und Hans Oberberger erfährt man etwas über den "Geisterchor" der verstorbenen Benediktinermönche und Ebersberg-Kenner Walter Brilmayer verrät, was es mit der "Bürgermoasterin der Seestadt" auf sich hatte - die legendäre "Glonner Mare", die über 50 Jahre ein kleines Kiosk am Klostersee betrieb. Der unscheinbare Weiher hatte übrigens eine richtig explosive Vergangenheit. Zum Kriegsende 1945 versenkten versprengte Wehrmachtsangehörige und gesinnungstreue Ebersberger Waffen, scharfe Munition und Beweise nationalsozialistischer Gesinnung im Klostersee. Erst 20 Jahre später, Mitte der 1960er-Jahre wurde der Schlamm des Klostersees von den Hinterlassenschaften des Krieges gereinigt. Auch hierüber berichtet ein Hörpfad im Zusammenhang mit der Geschichte der "Seestadtkinder".
Sicherlich bekannter dürfte vielen die Sage von der weißen Frauengestalt sein, die nachts an der Hubertus-Kapelle mitten im Ebersberger Forst den Autofahrern erscheint. Auch vom legendären Rennfahrer-Duo Hans Attenberger und Josef Schillinger ist in einem der dreiminütigen Hörspiele die Rede. Für die Audio-Guides wurden in unzähligen Stunden Interviews geführt, Zeitzeugen befragt und die Geschichten professionell mit Musik und Geräuschen versehen.
Auf der klingenden Landkarte unter www.klingende-landkarte.de kann man dann diese und alle anderen bisher entstandenen Hörpfade mit spannenden Geschichten aus Ebersberg und ganz Bayern entdecken. Am besten lädt man sich die Audiostücke per App auf sein Smartphone und geht hörend entlang der jeweiligen Orte spazieren. In Ebersberg würde sich eine Wanderung vom historischen Zentrum über den Klostersee, vorbei an der "Heldenallee" rauf zum Aussichtsturm anbieten. Hat man den 35 Meter hohen Turm erklommen, kann man sich dann anhören, was es mit der "Gesellschaft zur Erheiterung" auf sich hatte und das hier im 19 Jahrhundert ein stattlicher Kraxelbaum stand. Im Anschluss kann man den Blick über das weite Ebersberger Land schweifen lassen, welches trotz der Irrungen und Wirrungen der Geschichte seine Ursprünglichkeit bis heute bewahrt hat.
In Kursen bayerischer Volkshochschulen produzieren Menschen ganz persönliche Audioguides über die Region, in der sie leben. Sie recherchieren und nehmen Interviews mit Zeitzeugen und Experten auf. Sie produzieren Reportagen und inszenieren Hörspielszenen. Wichtiges Prinzip aller Hörpfade bleibt dabei aber immer: Die Inhalte bestimmen die Teilnehmer selbst, nicht die Mitglieder des Gemeinderats oder Tourismusverbands. Bayernweit sind in Zusammenarbeit mit der Stiftung Zuhören des Bayerischen Rundfunks und dem Bayerischen Hochschulverband bereits zahlreiche Hörspiele in 40 Volkshochschulen entstanden.