Veröffentlicht am 10.05.2023 13:33

Weiter optimierte Kitzrettung

Martin Israel demonstriert die Arbeitsweise der Drohne in Kombination mit der KI-gestützten Software. (Foto: FW)
Martin Israel demonstriert die Arbeitsweise der Drohne in Kombination mit der KI-gestützten Software. (Foto: FW)
Martin Israel demonstriert die Arbeitsweise der Drohne in Kombination mit der KI-gestützten Software. (Foto: FW)
Martin Israel demonstriert die Arbeitsweise der Drohne in Kombination mit der KI-gestützten Software. (Foto: FW)
Martin Israel demonstriert die Arbeitsweise der Drohne in Kombination mit der KI-gestützten Software. (Foto: FW)

Zeitgleich mit der ersten Mahd der Wiesen kommen derzeit die Rehkitze zur Welt. Jungtiere verharren als Strategie gegen natürliche Feinde gut getarnt regungslos im hohen Gras - oft verhängnisvoll. Jäger und ehrenamtliche Rehkitz-Retter (wir berichteten) unterstützen die Landwirte, den Mähtod oder Verstümmelungen zu verhindern – vor allem mithilfe von Drohnen und Wärmebildkameras.

Eine neue Software, die auf künstliche Intelligenz und Georeferenzierung setzt, soll die Wildtierrettung nun noch effektiver machen. Vorgestellt wurde die Technologie im Freisinger Moos auf Einladung des Landtagsabgeordneten Benno Zierer (Freie Wähler).

„Kein Bauer will, dass ein Kitz vom Mähwerk erfasst wird“, stellte Zierer fest. „Gottseidank gibt es jetzt technische Mittel und viele ehrenamtliche Helfer, die diese anwenden,“ sagte der FW-Umweltpolitiker, selbst Landwirt. Binnen weniger Jahre hätten sich in Deutschland rund 400 Vereine zur Wildtierrettung gegründet.

Ein Pionier der Rehkitzrettung mit Drohnen ist Informatiker Dr. Martin Israel, der 2010 dazu promoviert hat. Gemeinsam mit App-Entwickler Andreas Kern aus dem Landkreis Freising hat er eine neue Software entwickelt, die eine schnellere und genauere Suche ermöglichen soll. Die bisher angewandte „Live-View-Methode” habe einige Nachteile, berichtete Beatrice Jäger. Die Försterin ist erfahrene Rehkitz-Retterin und Drohnenpilotin. „Es braucht viel Manpower“, erklärte sie: Einen Piloten, einen „Spotter“ der das Live-Bild verfolgt, und mehrere „Läufer“, die von der Drohne zu den Fundstellen gelotst werden. Das bedeutet lange Standzeiten der Fluggeräte in der Luft und hohen Akku-Verbrauch. Zudem müsse die Suche am frühen Morgen stattfinden. Wenn es sonnig ist, können sich Maulwurfshaufen derart erwärmen, dass sie von Wärmebildkameras nicht von Kitzen zu unterscheiden sind.

Hier setzt das Verfahren von Martin Israel und seinem Team an. Die Software-Auswertung sei zielsicherer, betont der Gründer der Firma Thermal Drones: „Wir vermindern falsch-positive Treffer.“ Die Drohne fliegt eine Fläche ab und landet. Die Speicherkarte wird entnommen, Bilddaten werden mit einer speziellen Software KI-gestützt ausgewertet. „In dieser Zeit kann die Drohne weitere Flächen abfliegen, wir sind so bis zu fünfmal schneller“, erläuterte der Informatiker. Nicht mehr die Drohne, sondern eine Handy-App lotst die Retter zu potenziellen Fundstellen. Bei der Demonstration funktionierte das ausgezeichnet, die zuvor platzierte Kitz-Attrappe war schnell aufgespürt. Der Clou: Je mehr Funde über die App registriert werden, desto schneller lernt die KI und verbessert sich selbst.

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