In Erding ist es am Mittwochabend, 22. Oktober, zu einem folgenschweren Zwischenfall gekommen: Bei einem Polizeieinsatz wurde ein Bundeswehrsoldat versehentlich angeschossen. Der Mann nahm zu diesem Zeitpunkt an der groß angelegten Militärübung „Marshal Power“ teil, die derzeit in Südbayern stattfindet. Der Soldat wurde leicht verletzt und konnte nach kurzer Behandlung das Krankenhaus wieder verlassen. Nach Angaben der Polizei hatten Anwohner im Erdinger Ortsteil Altenerding gegen 17 Uhr eine bewaffnete Person gemeldet. Einsatzkräfte rückten mit einem Großaufgebot und Hubschrauber aus. Vor Ort trafen sie tatsächlich auf einen Mann mit Waffe – ohne zu wissen, dass es sich um einen Soldaten handelte, der Teil einer laufenden Übung war. Im Zuge des Einsatzes gaben Polizisten Schüsse ab, von denen einer den Soldaten traf. Erst später stellte sich heraus, dass der Soldat mitten in der Übung war.
Wie es zu der folgenschweren Verwechslung kommen konnte, ist bislang unklar. Offenbar wussten die eingesetzten Beamten nicht, dass in der Region zeitgleich eine Bundeswehrübung stattfand. Polizei und Bundeswehr sprechen von einer „Fehlinterpretation vor Ort“ und untersuchen gemeinsam die Hintergründe.
Die Bundeswehrübung „Marshal Power“ läuft seit dieser Woche in mehreren Regionen Süd- und Ostbayerns. Rund 800 Teilnehmer – darunter etwa 500 Soldaten und 300 zivile Einsatzkräfte wie Polizei, Feuerwehr und Rettungsdienste – trainieren dabei das Vorgehen im Verteidigungsfall. Das Szenario sieht Einsätze hinter einer fiktiven Frontlinie vor.
Im Unterschied zu vielen anderen Militärübungen findet „Marshal Power“ nicht auf abgesperrten Übungsplätzen statt, sondern teilweise im öffentlichen Raum. Ziel ist es, die Zusammenarbeit von Bundeswehr und zivilen Kräften in realitätsnahen Situationen zu verbessern. Nach dem Vorfall in Erding prüft die Bundeswehr derzeit, ob die Übung wie geplant fortgesetzt wird.
Die Behörden betonen, dass zu keinem Zeitpunkt eine Gefahr für die Bevölkerung bestanden habe. Dennoch dürfte das Missverständnis große Konsequenzen haben.