Zustrom von Geflüchteten aus der Ukraine, Helfer am Anschlag, rückläufige Lebensmittelspenden - die Tafeln stehen vor großen Herausforderungen. Deshalb lud der Freisinger Landtagsabgeordnete Benno Zierer (Freie Wähler) Vertreter der Tafeln aus Freising sowie seinen Betreuungslandkreisen Dachau und Erding zum Erfahrungsaustausch ein. Auch Peter Zilles, der Vorsitzende des Landesverbandes Tafel Bayern nahm an dem Treffen in Freising teil.
Vielerorts hat sich die Zahl der Kunden seit Beginn des Ukraine-Krieges mehr als verdoppelt. Dazu gehört die Freisinger Tafel, die sich nun eine vierwöchige Auszeit verordnet hat. In dieser Zeit gibt es keine Lebensmittelausgabe, die Bedürftigen erhalten Einkaufsgutscheine aus Spendengeldern. "Wir müssen unsere Leute durchschnaufen lassen", erklärte der Vorsitzende Manfred Schimmerer. In Erding ist man dazu übergegangen, die Kunden in Gruppen aufzuteilen. Sie erhalten Lebensmittel 14-tägig statt wöchentlich, um die Ausgabe zu entzerren. "Unsere ehrenamtlichen Helfer sind am Anschlag", berichtete Petra Bauernfeind, die Vorsitzende der Nachbarschaftshilfe Erding. Im Herbst und Winter erwarten die Tafel-Vertreter noch mehr Zulauf. "Die steigenden Preise bringen die untere Mittelschicht zu den Tafeln", sagte Peter Zilles. Der Bedarf lässt sich nur durch Zukauf von Lebensmitteln decken, was bei den Tafel-Organisationen allerdings umstritten ist. "Der Grundgedanke ist ja, Lebensmittel vor dem Wegwerfen zu retten", erinnerte Seppo Schmid, Einsatzleiter der Tafel Dorfen. Langfristig könnte das Aufkommen an Lebensmittelspenden zurückgehen, weil dieser aus Kosten- und Imagegründen bemüht ist, weniger Ware bis zum Ende der Haltbarkeit kommen zu lassen. Edda Drittenpreis, Vorsitzende der Dachauer Tafel, macht diese Erfahrung bereits: "Die Lebensmittelhändler haben weniger Überschussmenge, weil sie anders disponieren." Deshalb möchten die Tafeln verstärkt direkt an Produzenten herantreten, denn auch dort gibt es Überschüsse. Mehr als 20 Prozent der Lebensmittel-Verluste entstehen bei Produktion und Verarbeitung. Das Problem: Von Produzenten erhalten die Tafeln größere Mengen als von Händlern vor Ort. "Wenn es Sonderposten gibt, haben wir von einem Produkt oft zu viel", erzählte Bauernfeind. Die Lösung sollen Tafelverbünde und eine bessere Logistik des Landesverbandes sein, damit Waren verteilt werden können. Der Landesvorsitzende Zilles erhofft sich Unterstützung von der Politik. Dafür zeigte sich MdL Benno Zierer offen und erinnerte daran, dass die Staatsregierung und die Koalitionsfraktionen von Freien Wählern und CSU die Tafeln in den vergangenen Haushaltsjahren mit zusätzlich 700.000 Euro unterstützt hatten, unter anderem für den Kauf von Kühlfahrzeugen oder die Geschäftsstelle.
Was fast alle Tafeln eint, sind Nachwuchssorgen. Die Helfer sind im Schnitt zwischen 60 und 70 Jahre alt. Peter Zilles und viele Tafel-Vertreter setzen Hoffnungen auf ein verpflichtendes Soziales Jahr für junge Menschen. "Davon könnten nicht nur die Tafeln profitieren, sondern auch andere soziale Organisationen und der gesamte Pflegebereich", so Zilles. Bei Benno Zierer rannte er damit offene Türen ein: "Wir Freie Wähler setzen uns vehement für ein Gesellschaftsjahr ein und hoffen, dass sich diese Idee durchsetzt." An dem Gespräch nahmen teil (v.l.) Manfred Schimmerer (Vors. Tafel Freising), Gundi Kürten (2. Vors. Tafel Freising), Sabine Wagner (2. Vors. Nachbarschaftshilfe Erding), Peter Zilles (Vors. Tafel Bayern), Monika Rudolf (Stv. Vors. Nachbarschaftshilfe Dorfen), Petra Bauernfeind (Vors. Nachbarschaftshilfe Erding), Albert Solleder (Stv. Leiter Dachauer Tafel), Edda Drittenpreis (Vors. Dachauer Tafel) und Seppo Schmid (Einsatzleiter Tafel Dorfen).