Der ehemalige Staatsminister und stellvertretende Ministerpräsident Prof. Dr. h.c. mult. Hans Zehetmair, ist am Montag im Alter von 86 Jahren verstorben. Geboren wurde der verdiente Politiker und Vater von drei Kindern 1936 in Langengeisling im Landkreis Erding.
Hans Zehetmair gehörte von 1986 bis 2003 der Bayerischen Staatsregierung an. Dabei war der außerordentlich profilierte Bildungs- und Kulturpolitiker von 1986 bis 1990 Kultusminister und ab 1989 auch Staatsminister für Wissenschaft und Kunst. Zwischen 1990 und 1998 leitete er als Minister das Ressort für Unterricht, Kultus, Wissenschaft und Kunst und von 1998 bis 2003 war Zehetmair Staatsminister für Wissenschaft, Forschung und Kunst. Unter Edmund Stoiber war Zehetmair von 1993 bis 1998 außerdem stellvertretender Ministerpräsident.
Begonnen hatte der studierte Philologe, Germanist und Sozialkundler, der von 1964 bis 1974 als Lehrer am humanistischen Domgymnasium Freising unterrichtete, seine politische Laufbahn 1966 als Stadtrat in Erding. Auch nach seinem Ausscheiden aus dem bayerischen Kabinett war Zehetmair weiter führend in bildungs- und kulturpolitischen Fragen tätig, insbesondere als Vorsitzender des Rates für deutsche Rechtschreibung von 2004 bis 2016. Mit zielstrebiger Amtsführung trug er entscheidend bei, den Weg für das Inkrafttreten der Rechtschreibreform 2006 zu ebnen. Zudem hatte Zehetmair von 2004 bis 2014 den Vorsitz der Hanns-Seidel-Stiftung inne.
Der Sohn eines Bauern und Wagnermeisters galt über lange Jahre als der Bildungspolitiker schlechthin, wie es auch Bayerns Sozial- und Familienministerin und Erdinger Heimatabgeordnete Ulrike Scharf zum Ausdruck bringt: "Hans Zehetmair war eine herausragende Persönlichkeit für den Freistaat Bayern und hat die Bildungspolitik in Bayern und Deutschland über Jahrzehnte maßgeblich geprägt. Tief verwurzelt in der christlich-jüdischen und humanistischen Wertetradition hat er die Persönlichkeitsentwicklung der jungen Generation und die Chancen auf Teilhabe in den Mittelpunkt seines Wirkens gestellt. Er ist Vorbild gegen eine Verzweckung und damit Verzwergung des Bildungsanspruchs und hat damit für das Bildungsideal der Bayerischen Verfassung bleibende Verdienste erreicht. Sein Erbe wirkt fort auch in den erzieherischen Zielen der Kindertagesbetreuung in Bayern."
Auch Ministerpräsident Dr. Markus Söder würdigte den Verstorbenen: "Mit tiefer Trauer habe ich die Nachricht vom Tod von Hans Zehetmair aufgenommen. Wir verlieren einen der profiliertesten Bildungs- und Wissenschaftspolitiker Bayerns und ganz Deutschlands. Er hat das Bildungsland Bayern nachhaltig geprägt und stand Pate dafür, dass Bayern heute weltweit einer der stärksten Wissenschaftsstandorte ist. Besonders die Einrichtung der Hochschulen für Angewandte Wissenschaften, die er mit vielen Neugründungen in alle Regionen Bayerns brachte, trägt seine Handschrift. Bayern wird ihm ein ehrendes Andenken bewahren. In Gedanken sind wir bei seiner Familie."
Wissenschafts- und Kunstminister Markus Blume bekräftigte ebenfalls: "Er war DER Kultus- und Wissenschaftsminister schlechthin. Mit unermüdlichem Einsatz, großer Entscheidungsfreude und eindrucksvoller Tatkraft hat er eine Epoche geprägt. Ich verneige mich vor seinem beeindruckenden Lebenswerk. Sein Einsatz für den Freistaat Bayern wirkt über den Tag hinaus. Er war über Jahrzehnte hinweg ein Vorbild."
Hans Zehetmair ist mit zahlreichen Auszeichnungen hoch dekoriert. Unter anderem ist er Träger des Bayerischen Verdienstordens sowie des Großen Verdienstkreuzes mit Stern des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland.