Einen Titel hat Deutschland schon sicher: Dank eines sehenswert herausgespielten Treffers von Lukas Nmecha hat sich das deutsche U21-Team von Stefan Kuntz gegen Portugal am Sonntag zum dritten U21- EM-Titel geschossen. Ein verdienter Lohn für grandiose Leistung bei dem Turnier in Ungarn und Slowenien. Auch die Spieler der Fußball-Nationalmannschaft feierten die U21-Spieler für den Sieg im EM-Finale und schickten eifrig Grußbotschaften. Am Dienstagabend (15. Juni, 21 Uhr) startet auch die Löw-Truppe vor 14.000 Fans in der Fröttmaninger Arena gegen den amtierenden Weltmeister Frankreich in das Turnier der "Großen". Die weiteren Gegner in der Gruppe F sind Europameister Portugal (19.6, 18 Uhr) und die Ungarn (23.6, 21 Uhr).
Doch auch wenn es um die DFB-Elf zuletzt nicht sonderlich gut stand, eine Statistik für die am Freitag eröffnete Fußball-EM macht Mut: Kein Team hat diesen Titel öfter gewonnen als das deutsche. Dies war bislang 1972, 1980 und 1996 der Fall. Erst Spanien hat 2012 gleichgezogen. Je dreimal standen die beiden auf dem Stockerl ganz oben. Nach 25 Jahren ist es höchste Zeit also, den vierten Titel folgen zu lassen. Wir werfen einen kurzen Blick zurück, auf die bisherigen Leistungen der deutschen Nationalmannschaft bei diesem Turnier: Es gibt nicht wenige, die sagen, die DFB-Truppe von 1972 sei die beste gewesen, die Deutschland jemals auf den Platz geschickt hat. Günter Netzer und Franz Beckenbauer führten Regie, Gerd Müller traf aus allen Lagen, und hinten stand mit Sepp Maier der weltbeste Schlussmann im Tor. Das Turniersystem war damals noch anders. Das Viertelfinale spielten die Teams in Hin- und Rückspiel. Hier kam es zum Aufeinandertreffen mit England. Uli Hoeneß, Netzer und Müller trafen für Deutschland, Lee für England. Im Rückspiel in Berlin reichte ein 0:0. Als Mitfavorit fuhr die DFB-Auswahl daraufhin zur Endrunde nach Belgien, und im Halbfinale wurde der Gastgeber dank zweier Gerd Müller-Tore mit 2:1 bezwungen. Gegner im Endspiel war die Sowjetunion. Wieder traf Müller zweimal, einen weiteren Treffer erzielte „Hacki“ Wimmer. Nach nicht einmal einer Stunde war das Spiel entschieden und der Titel ging nach Deutschland.
Vier Jahre darauf zog das deutsche Team erneut ins Endspiel ein, verlor aber nach Elfmeterschießen gegen die Tschechoslowakei. Wieder EM, erneut Endspiel, diesmal 1980 in Rom, und hier wurde Horst Hrubesch zum deutschen Euro-Helden. Bereits in der 10. Minute gelang der 1:0-Führungstreffer durch Hrubesch. In der zweiten Halbzeit drängte die Elf von Jupp Derwall auf die Vorentscheidung, lief jedoch in einen Konter der Belgier. Uli Stielike wusste sich nur mit einem Foulspiel zu helfen. René Vandereycken verwandelte den fälligen Strafstoß zum Ausgleich. In der 88. Minute war es erneut Hrubesch, der per Kopf den Siegtreffer erzielte und Deutschland wurde nach 1972 zum zweiten Mal Europameister.
Bei der folgenden EM 1984 schied Deutschland erstmals in der Gruppenphase aus. Vier Jahre später spielte Deutschland erstmals im eigenen Land eine EM. Getragen von den vielen Fans ging es bis ins Halbfinale, das Aus kam hier unglücklich gegen den späteren Europameister Niederlande (1:2).
In Schweden (1992) ging die DFB-Auswahl als amtierender Weltmeister als Favorit ins Endspiel, doch die Dänen schrieben ihr Fußball-Märchen weiter und gewannen das Spiel gegen Deutschland überraschend mit 2:0.
Der letzte große Triumph bei einer Fußball-EM gelang einer deutschen Elf 1996 in England. Im Halbfinale traf das Team von Bundestrainer Berti Vogts auf den Gastgeber im Wembley-Stadion. Hier ging es ins Elfmeterschießen. Erst der 11. Schuss brachte die Vorentscheidung. Andreas Köpke parierte den Elfmeter von Gareth Southgate. Andreas Möller verwandelte darauf sicher. Damit war der Gastgeber raus, Deutschland im Finale – und erfolgreich. Oliver Bierhoff traf doppelt gegen starke Tschechen. Sein 2:1 entschied das Spiel, es war das "Golden Goal" in der 95. Minute der Verlängerung, danach war sofort Schluss und das DFB-Team zum dritten Mal Europameister geworden.
Auf Licht folgte jedoch Schatten. So lief es bei den EMs 2000 und 2004 gar nicht gut. In den Turnieren in Belgien/Niederlande und Portugal war in der Vorrunde Schluss. Die Trainer Erich Ribbeck und Rudi Völler traten im Anschluss jeweils zurück. Doch es geht tatsächlich sogar noch schlechter für die DFB-Auswahl. Bei der ersten EM-Teilnahme 1968 scheiterte Deutschland bereits in der Qualifikationsgruppe durch ein 0:0 in Albanien. Dieses Ereignis ging als „Schmach von Tirana“ in die Fußballhistorie ein.
Das Endspiel erreichten die Deutschen erstmals nach 1996 wieder 2008 bei der EM in Österreich und der Schweiz. Beflügelt vom "Sommermärchen" 2006 spielte Deutschland ein starkes Turnier und schlug Portugal und die Türken in der K.-o.-Runde. Die spanische Mannschaft war beim Finale in Wien aber zu stark, gewann durch einen Treffer von Fernando Torres und durch eine taktisch disziplinierte Leistung mit 1:0. Der Finaleinzug markierte zugleich den sechsten für eine deutsche Mannschaft bei einer EM.
Beim Turnier 2012 in Polen und der Ukraine erreichte die deutsche Mannschaft das Halbfinale (1:2 Niederlage gegen Italien), genauso wie beim bislang letzten Auftritt der DFB-Elf bei einer Fußball-EM in Frankreich 2016. Hier schied die Mannschaft von Joachim Löw nach dem Gruppensieg und den siegreichen KO-Spielen gegen Slowakei (3:0) und Italien (6:5 im Elfmeterschießen) im Halbfinale mit 0:2 gegen den Gastgeber Frankreich aus. Der Sieg im Viertelfinale gegen die "Squadra Azzurra" war allerdings der erste deutsche Erfolg gegen Italien bei einem großen Turnier.
Die bisher erfolgreichsten deutschen EM-Torjäger sind übrigens Mario Gomez und Jürgen Klinsmann mit je 5 Treffern. "Der Bomber der Nation" Gerd Müller war nur bei der EM 1972 dabei, erzielte bei diesem Turnier allerdings auf Anhieb 4 Treffer. Einen wie ihn könnte die deutsche Mannschaft im letzten Turnier von Bundestrainer Joachim Löw sicherlich gut gebrauchen. sd