Der Flughafen München hat die Bevölkerungsstruktur rund um das Gelände massiv verändert. Das ist eine Binsenweisheit, aber es gibt neue und spannende Zahlen – und die kommen ausgerechnet aus einer Informationsveranstaltung, bei der es um eine kräftige Antwort ging auf genau diese Entwicklung der Bevölkerung: In Erding wird das Fliegerhorstgelände zu einem komplett neuen Stadtbezirk umgewandelt, ein Vorhaben, das wohl in 20 Jahren noch nicht ganz wird abgeschlossen werden können.
Genau hier wurden diese Fakten öffentlich: In einigen Gemeinden rund um den Airport hat sich die Fluktuation bei der Bevölkerung, also Zuzüge und Wegzüge, derart vergrößert, dass in fünf Jahren rein rechnerisch die Bevölkerung einmal ausgetauscht worden ist. Die Menschen bleiben oft nicht lange dort, ziehen weiter, suchen sich vielleicht eine neue, größere oder – soweit möglich – billigere Wohnung. Am neuen Wohnort gehen diese Menschen dann wieder in die Statistik der „Wanderungsbewegung“ ein, verstärken also den Effekt für die Gesamtregion.
Die Experten, die am Fliegerhorstgelände tätig sind, müssen auch auf diese Entwicklung eine Antwort geben können und versuchen das auch. Neue Formen der Arbeit, basierend auf Home-Office und neuen Mobilitätskonzepten, sind hier nur Stichworte. Erdings Oberbürgermeister Max Gotz und der ganze Stadtrat haben aber auch andere Antworten gegeben: Offensive Besinnung auf die Geschichte, auf das Erbe, das im Boden liegt – Archäologie. Es ist Max Gotz, der immer wieder diesen Kontrast herausgestellt hat. Seine Botschaft ist seit Jahren, dass in einer Zeit des immer schnelleren Wandels die Besinnung auf die Wurzeln Halt geben könne. Der Stadtrat macht hier mit und katapultiert Erding an die Spitze in Bayern, was archäologische Forschung im Stadtgebiet angeht.
In der Nachbargemeinde Oberding sind die sogenannten Wanderungsgewinne mit Händen zu greifen. Verzweifelt stand Bürgermeister Bernhard Mücke schon vor der Bürgerversammlung – und musste deutlich machen, dass die Gemeinde den Baugrund nicht billiger hergeben darf. Es gab durchaus Unmut deswegen. Viele ziehen hier weiter. Der Fluglärm ist aber auch ein echtes Thema hier, in Gesprächen wird das immer wieder auch als ein Grund für den schnellen Weiterzug genannt.
Jetzt kommt der Erdinger Ringschluss, der geeignet ist, das Leben hier wegen der geplanten Haltestelle noch einmal mehr zu verändern. In einer solchen Situation empfinden es die Menschen als immer wichtiger, das Vereinsleben aufrecht zu erhalten. Dass das beispielsweise in Schwaig immer wieder gut gelingt, zeigt, dass die statistischen Größen täuschen können. Die Feuerwehren, die schon wegen der Ausbildungsintensität auf Kontinuität angewiesen sind, funktionieren weiterhin – auch wenn die Namensschilder an so vielen Haustürklingeln immer schneller zu wechseln scheinen.