Theater in Gaden

Notar Siegelring muss eine sichere Erbfolge entwickeln. Ein Fußbad und reichlich Schnaps sollen helfen. (Foto: Heimatverein Gaden)
Notar Siegelring muss eine sichere Erbfolge entwickeln. Ein Fußbad und reichlich Schnaps sollen helfen. (Foto: Heimatverein Gaden)
Notar Siegelring muss eine sichere Erbfolge entwickeln. Ein Fußbad und reichlich Schnaps sollen helfen. (Foto: Heimatverein Gaden)
Notar Siegelring muss eine sichere Erbfolge entwickeln. Ein Fußbad und reichlich Schnaps sollen helfen. (Foto: Heimatverein Gaden)
Notar Siegelring muss eine sichere Erbfolge entwickeln. Ein Fußbad und reichlich Schnaps sollen helfen. (Foto: Heimatverein Gaden)

In dem kleinen Dorf am Rande des Viehlaßmooses ist wieder was los: Da wird gestritten und gekämpft, getrickst, „geschmust“, wie Viehhändler es tun, und geerbt, weil letztlich dann doch die Liebe siegt. Der Heimatverein zeigt in sechs Vorstellungen die Komödie in drei Akten „Das Damenduell“. Am Samstag, 26. Oktober, war Premiere, das Publikum war hin und weg. Die schlechte Nachricht: Alle Vorstellungen sind seit langem ausverkauft!
Die Gadener müssen ein „Theater-Gen“ haben. Denn Theater gespielt, gesungen, musiziert und Schuhplattler getanzt wurde in Gaden schon lange bevor ein Heimatverein gegründet wurde. Damals standen die Mimen unter dem Dach des Schützenvereins, der auf das Jahr 1911 zurückgeht. Nicht lange nach Ende des 2. Weltkriegs wurde wieder begonnen, Theater zu spielen, treibende Kraft war ab den 60er Jahren Josef Huber, den alle nur „Bone-Sepp“ nannten. 1978 traute man sich an einen Heimatabend heran, der dreimal aufgeführt wurde, und dreimal ausverkauft war. Am 28. Dezember 1978 wurde der „Heimatverein“ aus der Taufe gehoben. Als Vereinsvorsitzender musste Hartmut Kappler herhalten, bis 1984, obwohl er schon Feuerwehrkommandant war, die jungen Herren trauten sich noch keine Vereinsführung zu. Und mit Kappler hatten sie das große Los gezogen! Denn der war im Dorf anerkannt, realitätsbezogen, gesellig – und er spielte selbst leidenschaftlich gerne Theater. Die Erfolgsspur der Gadener Mimen zieht sich seitdem quasi unablässig durch die Jahre.

Heiraten oder nicht?

2024 soll also das Problem gelöst werden, das der verwitwete Landwirt Johann (Erwin Waldhauser) und dessen Sohn Bene (Tom Jenuwein) haben: Eine Frau gehört auf den Hof. Denn dort herrscht das Chaos. Mit der Hausarbeit haben es die beiden nicht. Darum sähe es Johann nur allzu gerne, wenn sein Sohn endlich eine Frau fände. Aber selbst die Drohung ihn gegebenenfalls zu enterben, fruchtet nicht. Bene ist heiratsscheu, ihm wäre es lieber, der Vater würde heiraten. Zusätzlich ein Problem: Das Erbe müsste so bombensicher geregelt werden, dass auf keinen Fall Johanns Schwester etwas erbt. Notar Siegelring (Alex Träger) kommt dazu extra auf den Hof, die Besprechung endet feuchtfröhlich in einem Fußbad.
Allerdings – der Bene hat eine Schwäche: seine Wettleidenschaft. Vater Johann schlägt dem Junior darum mit Unterstützung des Nachbarn Hias (Horst Bänsch) eine Wette vor: Wer von beiden zuerst eine Frau fürs Leben findet, bekommt den Hof. Aber jeder der beiden Wettpartner will auch dem Anderen zu seinem „Glück“ verhelfen. Und so beauftragt der Bauer den „Viechhandla“, wie es damals üblich war, nach einer Braut für sich und den Sohn Ausschau zu halten, während der Sohn per Annonce in der Heimatzeitung dem Vater eine Frau zuschanzen möchte, hoffend, dass auch für ihn so das Liebesglück lacht. Gut aussehen sollten die Damen, wenngleich der Johann weiß, dass man zum Putzen keine Hübsche braucht.
Das Unheil nimmt im zweiten Akt seinen Lauf! Plötzlich tauchen nämlich nahezu gleichzeitig zwei heiratswillige Mütter mit ihren Töchtern auf. Sophia (Belinda Gieb) und Töchterchen Cäcilie (Simone Baumann) sind die ersten. Während letztere noch in ihrer Nase bohrt und am Rockzipfel dreht und Bene ein erschrockenes „Ja pfiad die God!“ ausstößt, klopft es erneut: Mutter Rosa (Katja Mutzbauer) und ihre Tochter Vroni (Lydia Heigl) erscheinen auf der Bildfläche. Johann ist ratlos: „Zuerst gar kein Weib – jetzt vier!“ Die resolute Sophia beansprucht sofort das Erstlingsrecht, denn: „Wir waren zuerst da!“, während Cäcilie nur heim will. Die Frauen beginnen sofort zu streiten, das Damenduell um die Gunst der beiden Männer beginnt. Der Bauer und sein Sohn müssen sich eingestehen, dass sie beide nach verwitweten Frauen mit ledigen Töchtern gesucht haben, aber: „Vier Weiber sind zwei zu viel!“ Zumal die Damen nicht aufhören zu streiten und in der Wahl ihrer Mittel nicht zimperlich sind, um sich durchzusetzen.
Da kommt die Idee auf, Hias, den rüpelhaften Nachbarn, und seinen nichtsnutzigen Sohn Franzl (Martin Würfl) in die Gemengelage hineinzuziehen. Auf dem Hof der beiden herrschen Zustände wie bei Johann und Bene, nur dass Franzl nicht nur heirats-, sondern auch arbeitsscheu ist, nur essen, trinken und schlafen im Kopf hat, und ständig damit beschäftigt ist, dem Vater und der Arbeit auszukommen. Und sein Versteck ist Johanns Hof – was Hias natürlich weiß. Zunächst aber wird mit den Frauen eine zweiwöchige Probezeit vereinbart, zu der natürlich die von den Männern so gehasste Küchenarbeit zählt. Nicht gerade „politisch korrekt“ – aber die „Viechhandler“ vermitteln heute auch keine Ehen mehr, oder?
Letztlich kommt es, wie es in einer ländlichen Komödie kommen muss (3. Akt): „Jedes Hafal find sei Deggal“! Bene steht auf Vroni, Cäcilie auf den Franzl. Johann hat sich in Rosa verguckt und Nachbar Hias findet Sophia toll. Die Mimen des Heimatvereins in Gaden haben sich einmal mehr selbst übertroffen. Man erlebte im Gemeindesaal des Feuerwehrhauses Dialoge Schlag auf Schlag, die Pointen kamen knallhart, mal auch derb. Sie brachten die Lacher, die am Ende des Stückes zu Bauchmuskelkater führten. Szenenapplaus und ein tosender Schlussapplaus belohnten Mimen und Regie (Petra Waldhauser), Technik (Stefan Eicher), Bühnenbau (Stefan Eicher, Thomas Kink, Florian Beyer), Bühnenmalerei und Dekoration (Christl Krumpholz), Maske (Nicole Thieme, Barbara Neumeier) und Requisite (Michaela Kratzer), sowie Souffleuse (Franziska Seitzl), die nicht allzu viel Arbeit hatte.
Nicht vergessen werden dürfen die traditionellen Lieblinge des Publikums, die „Moosspatzen“, der Kinder- und Jugendchor unter der Leitung von Petra Waldhauser, die wieder flotte Lieder aufsangen, und der Theaterstadel mit Fingerfood und allerlei Getränken für den kleinen Hunger vor und nach der Vorstellung sowie in der Pause. Manche Menschen besuchen ihn sogar, ohne ins Theater zu gehen, oder obwohl sie schon da waren.

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