Ein großer Unsicherheitsschock bestimmt den Alltag der Wirtschaft in der Region. Energiekrise, hohe Inflation, Abkühlung der Weltwirtschaft, sich zuspitzender Fachkräftemangel und fragile Lieferketten bereiten den Unternehmen große Sorgen, wie die Konjunkturumfrage der IHK für München und Oberbayern zeigt.
Der IHK-Konjunkturindex für die Region liegt nach einer Umfrage der IHK im September/Oktober auf dem niedrigsten Wert seit Beginn der Pandemie. Die Geschäftslage ist aktuell noch weitgehend gut: 37 Prozent der Betriebe bezeichnen ihre Lage als gut, nur 13 Prozent zeigen sich unzufrieden. 84 Prozent sind noch voll oder befriedigend ausgelastet. Doch dieser Umstand verschleiert, dass die Belastungen enorm sind: 77 Prozent der Unternehmen beklagen starke Preissteigerungen bei Energie, 70 Prozent nennen Preissteigerungen bei Rohstoffen und Waren belastend, und 62 Prozent beklagen Material- und Rohstoff-Knappheit. Die Erwartungen befinden sich so im freien Fall und erreichen ein Allzeittief. Nur elf Prozent rechnen mit Verbesserung der Geschäfte, 42 Prozent mit einer Verschlechterung. Der ausgeprägte Pessimismus ist auf die Risiken zurückzuführen: Mit 76 Prozent bleiben hohe Energie- und Rohstoffpreise das dominierende Geschäftsrisiko. Im Fachkräftemangel sehen 63 Prozent, in der Inlandsnachfrage mit 61 Prozent ein Risiko. Die unsichere Lage sorgt für Zurückhaltung bei Investitionen. Nur 15 Prozent wollen diese weiter ausweiten. Bei den Beschäftigungsplänen treten die Unternehmen ebenfalls auf die Kostenbremse: Nur 13 Prozent wollen einstellen, 20 Prozent wollen Personal abbauen.
"Die Ergebnisse zeigen, mit wie vielen Herausforderungen die Unternehmen konfrontiert sind", erklärt Peter Inselkammer, IHK-Vizepräsident. Er appelliert an die Politik, die Sorgen und Verunsicherung ernst zu nehmen und mit kraftvollen Maßnahmen entgegenzusteuern. "Zuallererst muss die Politik schnell realistische Strategien für die Energiesicherheit umsetzen. In Zeiten knapper und teurer Energie muss alles für einen unverzüglichen Ausbau des Energieangebots getan werden. Nur das hilft am schnellsten, Preise zu senken", so der IHK-Vizepräsident. Er betont, dass heute die Weichen für die Zukunft gestellt werden müssen.„Es geht nicht nur darum, die aktuellen Krisen abzufedern, sondern die gesamte Region fit für die Zukunft zu machen und als Heimat wettbewerbsfähiger Unternehmen zu erhalten. Eine Krise kann immer auch eine Chance sein. Unternehmer zeigen immer wieder aufs Neue, wie man sich neuen Gegebenheiten sowie Herausforderungen anpasst und auch neue Ideen sowie Herangehensweisen entwickelt“, so Inselkammer. „Das Korsett aus Bürokratie und Vorschriften muss dazu aber deutlich gelockert werden, ansonsten fehlt den Unternehmen die Luft für die notwendigen Innovationen und die nötige Geschwindigkeit. Auch die Politik wird sonst ihre selbstgesetzten Ziele nicht erreichen. Das fängt beim Ausbau der erneuerbaren Energien, der Verkehrsinfrastruktur und beim so dringend notwendigen Wohnbau an. Zusätzlich wirken neue bürokratische Belastungen für die Wirtschaft derzeit besonders toxisch. Daher muss der Gesetzgeber besondere Vorsicht walten lassen. Wer neue Regeln will, muss auch alte Regeln streichen können.“