Veröffentlicht am 10.07.2023 09:00

Abgehängt und auf der Strecke geblieben

„Indem Leistungsanforderungen gesenkt werden, entsteht bei den jungen Menschen der Eindruck, dass es nicht wirklich nötig ist, sich anzustrengen“, beklagt VDR-Vorsitzender Jürgen Böhm. (Foto: Marco Urban)
„Indem Leistungsanforderungen gesenkt werden, entsteht bei den jungen Menschen der Eindruck, dass es nicht wirklich nötig ist, sich anzustrengen“, beklagt VDR-Vorsitzender Jürgen Böhm. (Foto: Marco Urban)
„Indem Leistungsanforderungen gesenkt werden, entsteht bei den jungen Menschen der Eindruck, dass es nicht wirklich nötig ist, sich anzustrengen“, beklagt VDR-Vorsitzender Jürgen Böhm. (Foto: Marco Urban)
„Indem Leistungsanforderungen gesenkt werden, entsteht bei den jungen Menschen der Eindruck, dass es nicht wirklich nötig ist, sich anzustrengen“, beklagt VDR-Vorsitzender Jürgen Böhm. (Foto: Marco Urban)
„Indem Leistungsanforderungen gesenkt werden, entsteht bei den jungen Menschen der Eindruck, dass es nicht wirklich nötig ist, sich anzustrengen“, beklagt VDR-Vorsitzender Jürgen Böhm. (Foto: Marco Urban)

Fast 50.000 Schülerinnen und Schüler haben im Jahr 2021 die Schule ohne Abschluss verlassen. Das sind verheerende Zahlen, die das Statistische Bundesamt mitteilte!“, stellt Jürgen Böhm, Bundesvorsitzender des Deutschen Realschullehrerverbands (VDR) fest.
„Die Schule ohne einen Hauptschulabschluss verlassen zu müssen, ist ein Zeichen für die verfehlte Bildungspolitik in Deutschland. Das ist auch das Ergebnis von gescheiterten Schulstrukturreformen der vergangenen Jahre. In einigen Ländern wurden Schularten systematisch abgeschafft und einer rigorosen Gleichmacherei mit Einheitsschulen unterworfen“, so Böhm.

Kein Blick mehr aufs Wesentliche

Eine gefährliche Mischung aus übereiltem Aktionismus, erschreckender Ahnungslosigkeit, Überforderung und fahrlässiger ideologischer Selbstgerechtigkeit in verschiedenen Bundesländern habe diese besorgniserregende Zahl an Bildungsverlierern hervorgebracht. Aufgrund einer regelrechten Reformwut sei der Blick fürs Wesentliche verloren gegangen: „Differenzierte Schulformen wurden zusammengelegt und jetzt bekommt man die Quittung. Die ‚all-in-one‘-Gesamtschullösung wird der Komplexität einer individuellen und spezifischen Förderung der jungen Menschen nicht gerecht. Dazu zählt auch die Beseitigung der Förderschulen in einigen Bundesländern. Die einseitige Fokussierung auf den Weg zum Abitur hat die dringend benötigten Hauptschulabschlüsse und Realschulabschlüsse aus dem Blick gerückt und völlig falsche Erwartungen geweckt. Mit realistischer Bildungspolitik hatte das nichts zu tun“, so Böhm.

Leistung ermöglicht Erfolgserlebnisse

In Zeiten des wachsenden Fachkräftemangels sei es daher umso wichtiger, den Haupt- und Realschulabschluss als Eintrittskarte in die Berufliche Bildung wieder zu stärken und die Bildungswege dahin wieder erkennbar zu machen. Auf allen Bildungswegen gelte es, Leistung einzufordern und so Erfolgserlebnisse bei den jungen Menschen zu schaffen: „Indem Leistungsanforderungen gesenkt und hohe formale Abschlüsse im Sinne einer Gratis-Mentalität großzügig verteilt werden, entsteht bei den jungen Menschen der Eindruck, dass es nicht wirklich nötig ist, sich anzustrengen.“

Konsequenzen für die Wirtschaft

„Was wir brauchen, sind motivierte, fähige junge Menschen, die im Beruf und in ihrem Leben bestehen. Die erschreckend hohe Zahl junger Menschen ohne Schulabschluss hat weitreichende Konsequenzen – sowohl für die Jugendlichen persönlich als auch in der Wirtschaft und auf dem Arbeitsmarkt. Nur mit Qualität und Leistung können wir sicherstellen, dass alle jungen Menschen die bestmöglichen Bildungsmöglichkeiten und damit eine zukunftssichere Teilhabe in der Gesellschaft erhalten können“, schließt Böhm.

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