Veröffentlicht am 09.04.2025 11:32

Nicht neu bauen - Wohnraum nutzen

Freising hat über 40.000 Wohnungen. Sie könnten umgebaut und so nutzbar für viele Menschen gemacht werden. (Foto: bro)
Freising hat über 40.000 Wohnungen. Sie könnten umgebaut und so nutzbar für viele Menschen gemacht werden. (Foto: bro)
Freising hat über 40.000 Wohnungen. Sie könnten umgebaut und so nutzbar für viele Menschen gemacht werden. (Foto: bro)
Freising hat über 40.000 Wohnungen. Sie könnten umgebaut und so nutzbar für viele Menschen gemacht werden. (Foto: bro)
Freising hat über 40.000 Wohnungen. Sie könnten umgebaut und so nutzbar für viele Menschen gemacht werden. (Foto: bro)

In der Stadt Freising gibt es bei rund 50.000 Einwohner etwa 40.000 Wohnungen. 12.000 davon über 80 Quadratmeter Größe werden von nur einer Person bewohnt, die gleiche Anzahl mit mehr als 100 Quadratmetern bewohnen zwei Personen. Laut dem „Wohnwende-Ökonom“ Daniel Fuhrhop ist das eine gigantische Verschwendung. Er plädierte für den Umbau der Altbauten, dass dort mehr Menschen wohnen können, vor allem sieht er beim Projekt „Wohnen für Hilfe“ enormes Potenzial.
„Natürlich ist es ein Armutszeugnis, wenn eine Regierung 400.000 neue Wohnungen im Jahr verspricht und nicht einmal 200.000 davon schafft“, so Fuhrhop. Aber aus seiner Sicht sind Neubauten sowieso der absolut falsche Weg: „Wir verbrauchen damit Unmengen von fruchtbarem Ackerland, gigantische Mengen an Kies, Sand, Zement, Stahl und Glas. Der Bau von 300.000 neuen Wohnungen erzeugt 74 Millionen Tonnen CO2 – dabei wollen wir doch den CO2-Ausstoß um jährlich fünf Millionen Tonnen verringern!“ Fuhrhop forderte daher „Verbietet das Bauen“ und zeigte die aus seiner Sicht einzige Lösung auf: Die vielen Altbauten umbauen, dass mehr Menschen dort wohnen können und die vielen leerstehenden Häuser und Wohnungen bewohnbar machen.
Laut Fuhrhop gibt es in Deutschland aktuell fast 20 Millionen Menschen, die älter als 65 Jahre sind, in zehn Jahren werden es 22,6 Millionen sein. „Millionen von ihnen wohnen in viel zu großen Wohnungen, die einmal passend waren mit Kindern, die aber ausgezogen sind. Viele davon fühlen sich in den großen Wohnungen und Häusern einsam. Dagegen kann man etwas tun.“ Ein erster Schritt sei, dass Wohnraum nicht leerstehen darf, für Deutschland gebe es da zwar keinerlei Zahlen, aber etwa in London stünden 42 Prozent der besten Immobilien leer als reine Geldanlage. Natürlich dürfe man Wohnraum auch nicht für andere Zwecke nutzen dürfen, etwa für Airbnb-Unterkünfte oder Medizin-Touristen. „Und dann gibt es enorm viel unsichtbaren Wohnraum, der ebenfalls statistisch nicht erfasst wird, ganze Etagen in großen Häusern und mehrere Zimmer in großen Wohnungen stehen leer.“ Alleine in der Stadt Freising gebe es aus Fuhrhops Sicht Platz in bestehenden Häusern und Wohnungen für weitere 30.000 Menschen, „ohne dass man dafür ein Haus neu bauen müsste!“ In Freising gebe es rund 40.000 Wohnungen, fast die Hälfte davon ist älter als 40, 50 Jahre – also ideal zum Umbauen.

„Wohnen für Hilfe”

Fuhrhop empfahl mehrere Maßnahmen: Zunächst ein Förderprogramm, das jeden Quadratmeter „unsichtbaren Wohnraum“ unterstützt, der nutzbar gemacht wird. Weiter große Wohnungen und Häuser sowie leerstehende Bürogebäude umbauen, dass es einen zweiten Eingang oder Aufgang für weitere Bewohner gibt. „Ich weiß, es gibt viele ältere Menschen, die ein ungutes Gefühl haben, wenn ein „Fremder“ bei ihnen wohnt und ob alles klappt mit der Miete, speziell bei sozial schwächeren Mietern. Aber es gibt genügend Beispiele, wo die Gemeinde oder eine Organisation wie die Caritas beratend mit dabei sind und im Notfall finanziell einspringen“, erklärte Fuhrhop. Vor allem plädierte er für das „Mitwohnen“ oder „Wohnen für Hilfe“. Junge und alte Menschen könnten gemeinsam wohnen, die Jungen helfen den Alten im Garten, beim Einkaufen oder Haushalt. „Es gibt viele positive Beispiele, wo das perfekt funktioniert. Dass es im Landkreis Freising nicht klappte, lag an der Halbherzigkeit! Wenn man nur eine Halbtagskraft dafür beschäftigt, kann die kaum etwas bewegen. Wir brauchen Vermittlungsbüros mit mehreren hauptamtlichen Stellen, die innerhalb weniger Stunden oder Tage die Interessenten – alte wie junge – zusammenbringt und den Vorgang begleitet.“ Nur eine große Vermittlung bringe Erfolg und diese dürfe dann auch nicht kostenlos sein, sondern 100, 200 Euro kosten und so das Personal bezahlen. „Dann würde das auch in Freising funktionieren – denn Bedarf gibt es sehr viel. Bei jungen Menschen, die Wohnungen suchen, ebenso wie bei älteren, die in zu großen Wohnungen und Häusern leben“, schloss Fuhrhop.

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